Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu und die Branche der Yacht- und Kabinencharter zieht Bilanz.
Nach zwei Jahren Corona-Pandemie erholt sich der Tourismus und es lassen sich zahlreiche neue Tendenzen erkennen.
Zudem feiert GlobeSailor dieses Jahr sein 15-jähriges Bestehen – ereignisreiche Monate liegen hinter uns!
Der Krieg in der Ukraine bremste den starken Jahresbeginn aus
Wie viele Reisebüros und Agenturen konnte auch GlobeSailor einen hervorragenden Jahresbeginn mit einem Geschäftsvolumen von über 7 Millionen Euro im Januar und Februar 2022 verzeichnen; fast dreimal so viel wie im selben Zeitraum des Vorjahres!
Endlich gab es nach der Pandemie den lang ersehnten Aufschwung in der Tourismusbranche!
Mit der Ankündigung des Krieges in der Ukraine kam es jedoch erneut zu einem wirtschaftlichen Einbruch. Bisher erwirtschaftete GlobeSailor rund 15% seines Umsatzes mit polnischen und russischen Kunden; der Konflikt stoppte zunächst jegliche Aktivität in diesen Ländern.
Trotzdem ließen sich unsere Teams nicht unterkriegen: Am 31. Oktober 2022 schlossen sie die Sommersaison mit einem satten Wachstum ab!
Die Buchungsgewohnheiten unserer Kunden ändern sich
Das hohe Umsatz- und Buchungswachstum ist vor allem auf eine stärkere Nebensaison zurückzuführen. Im Mai 2022 verzeichneten wir 32% mehr Abfahrten als im Vorjahr und im April sogar 82% mehr. Unsere Kunden sind also besonders in der Frühsaison reisefreudig, während der August – der historisch meistgebuchte Monat im Jahr – zum zweiten Mal in Folge leicht rückläufig ist. Viele Anfragen konnten aufgrund fehlender Kapazitäten nicht mehr bedient werden. Stattdessen wuchsen auch September und Oktober jeweils um 13%. Klar ist also: Die Mittelmeerdestinationen sind in puncto Angebot in der Hochsaison ausgereizt, unsere Kunden weichen in die Nebensaison aus.
Und was war das beliebteste Reiseziel in diesem Sommer? Überraschenderweise Griechenland mit 21% der Buchungen! Kroatien wurde somit auf den zweiten Platz verwiesen. Frankreich komplettiert das Podium, gefolgt von Italien. Insbesondere bei den deutschsprachigen Kunden hält sich Kroatien mit einem Drittel aller Abfahrten jedoch wacker auf Platz eins, während Griechenland 17 % und Italien 11,7% der Buchungen verzeichnen.
Preissteigerungen – auch im Yachtcharter
Die erhöhten Preise sind auch in unserer Branche deutlich zu spüren: Das durchschnittliche Budget für einen Charter ist im Vergleich zu 2021 um 18% gestiegen. In diesem Jahr betrug es 7959 € (bzw. 6175€ bei unseren deutschsprachigen Kunden), ohne Extras und ohne Crew (zusätzliche Kosten von durchschnittlich 1300€/Woche), obwohl die tendenziell teureren Boote in den exotischen Revieren wie in der Karibik und in Thailand bis Jahresmitte nur verhalten gebucht wurden.
Doch was sind die Ursachen für diese Entwicklung?
Zum einen herrscht eine Tendenz zum kostenintensiveren Katamarancharter und es werden vermehrt größere Boote gewählt, weil mehr Crewkabinen benötigt werden. Zum anderen erklärt sich der Budgetanstieg durch eine erhöhte Nachfrage und Konkurrenz während der Hochsaison im Mittelmeer, bei der das Angebot nicht Schritt halten konnte und Last-Minute-Rabatte kaum mehr angeboten wurden.
Auch Lieferschwierigkeiten ließen die Preise in die Höhe schießen und verzögerten signifikant die Auslieferung von neuen Booten um 2-3 Jahre. Für potentielle Käufer war die Alternative hierzu schließlich, Boote für den Segelurlaub zu mieten. Schließlich machten sich die Inflation und die steigenden Kosten für den Kauf von Booten sowie deren Wartung, Versicherungen, Liegeplätze, etc. bemerkbar.
Eine neue, anspruchsvolle Klientel mit hoher Kaufkraft
Der Sommer 2022 bestätigt einen Trend, der sich bereits seit einigen Jahren abzeichnet: Immer mehr Branchenneulinge gehören zu unserer Kundschaft! Corona und das damit verbundene Bedürfnis nach einem Urlaub abseits der Touristenmassen hat diesen Trend verstärkt. Es ist offensichtlich: Yachtcharterbuchungen mit Skipper stellen mittlerweile 1/4 aller Buchungen dar. Der deutschsprachige Markt ist jedoch noch stark bareboat-geprägt, sodass hier bisher nur bei 15% aller Buchungen professionelle Skipper gebucht werdem. Allerdings ist die Wachstumstendenz in diesem Markt dieselbe und gerade die Nachfrage in Kroatien hat sich mittlerweile verdoppelt.
Einer der Bootstypen wird hierbei besonders oft gebucht – der Katamaran. Dieser ist am besten geeignet für diese Crews. Der Nachweis: Zum ersten Mal überstieg die Anzahl der Katamarane mit einem professionellen Skipper die Anzahl der Katamarane, die ohne Skipper vermietet wurden.
Unsere neue Klientel, die an einen Reisebüroservice und gehobene Hotelleistungen gewöhnt ist, zeichnet sich insbesondere durch folgende Aspekte aus:
Skipper und Hostess: Berufe unter Druck?
Aufgrund der exponentiellen Nachfrage nach professionellen Crewmitgliedern war der Markt in bestimmten Segelrevieren wie Korsika in diesem Sommer extrem angespannt.
– Emeric Leveau-Vallier, Gründer der Skipper-Buchungsplattform Capt’n Boat
Zum ersten Mal konnten Buchungen nicht realisiert werden, weil in der Hochsaison nicht genügend Skipper zur Verfügung standen. Corona hat diese Situation nicht gerade vereinfacht. Auch wenn es bereits in den letzten Jahren schwierig war, eine gute Besatzung für Charter in der Hochsaison zu finden, bricht das Jahr 2022 alle Rekorde.
Aber wieso? Zwei Hauptfaktoren spielen hier eine große Rolle:
- Eine steigende Nachfrage nach qualifiziertem Bordpersonal durch die neue Klientel ohne nautische Kenntnisse
- Die Tatsache, dass viele Crewmitglieder aufgrund der Pandemie ihre Tätigkeit gewechselt haben oder in den Ruhestand gegangen sind – ohne dass Nachwuchskräfte diese Lücke gefüllt haben
Das Ergebnis: Großer Personalmangel sowie steigende Kosten.
Die ökologischen Herausforderungen in unserer Branche
Trotz der Corona-Pandemie und der geopolitischen Krise sollte das Streben nach Nachhaltigkeit und Umweltschutz nicht in Vergessenheit geraten.
Auch im Mittelmeer kommt es immer häufiger zu Extremwetterereignissen. Hier zwei Beispiele:
- 19. August 2022: Rund 50 Charterboote rund um Korsika wurden vom Sturm stark in Mitleidenschaft gezogen und können die Chartersaison zum Teil nicht beenden, geschweige denn die Atlantiküberquerung für die Wintercharter in der Karibik antreten.
- Der Meltemi in den Kykladen: Seine Saison wird immer länger – und das Revier somit immer anspruchsvoller. Die Erwartung an die Kompetenz der Skipper, professionell oder privat, wird immer größer.
Fazit: Wir müssen bewusster handeln und Lösungen suchen, um den CO²-Fußabdruck der Nautik-Branche zu reduzieren und unsere Auswirkungen auf die Meere und Ozeane zu verringern. Wer könnte das besser als der Segelsport?
Unsere Kunden sind sich der Herausforderungen unserer Zeit bewusst – in den kommenden Jahren werden sie sich sehr wahrscheinlich für umweltfreundlichere Boote entscheiden. Beispiele gibt es heute schon – wenn auch in geringer Anzahl: Bootsbau aus Flachsfasern oder Bio-Kompositen, energiesparende Antriebe und vor allem der Einbau von Elektromotoren.