Bilanz für 2024 & Ausblick auf 2025: Die Anzeichen für einen sanften Aufschwung

Die gegenläufige Entwicklung der Branchen für den Bootsverkauf und für Yachtcharter bestätigt sich auch dieses Jahr. Während 2023 ein Rekordjahr für die Bénéteau-Gruppe darstellte (sie besitzt u.a. die Werften Bénéteau, Jeanneau, Lagoon, Excess, Prestige, …), sah es auf Seiten der Flottenbetreiber trüber aus. In diesem Jahr hingegen verzeichnete die Bootssparte des französischen Konzerns im ersten Halbjahr 2024 einen Umsatzrückgang von 32%, während der Umsatz im Bereich Yachtcharter und Segelkreuzfahrten im selben Zeitraum über alle Reviere hinweg um 2,5% zunahm, mit wachsender Tendenz in den Folgemonaten. Der Jahresabschluss bei GlobeSailor verspricht ein sattes Plus von knapp 8% bzw. sogar 27%, was den DACH-Markt betrifft. Dieser Trend wurde vom französischen Verband der Wassersportindustrie (Fédération des Industries Nautiques, FIN) auf der Pressekonferenz am 5. September 2024 bestätigt. Die Buchungslage zeigt: Die Reiselust hält auch über den Herbst und Winter an.

2024 verzeichnet eine atypische Saisonalität der Buchungen

Trotz der Inflation, des launischen Wetters und der geopolitischen Lage fällt die Bilanz der Sommersaison 2024 für die meisten professionellen Vermieter, die wir unter anderem auf dem Yachtfestival in Cannes trafen, recht positiv aus. Das erste Quartal war der Zeitraum mit den meisten Charterbuchungen im Verlauf des Jahres – insbesondere für die Anrainerstaaten des Mittelmeers.

Nachdem in der Coronazeit und den Folgejahren kurzfristige Buchungen signifikant zugenommen hatten, verstetigt sich jetzt der Trend, dass Charterkunden wie schon 2023 stärker im Voraus planen. Mehr als ein Viertel aller GlobeSailor-Kunden (28,5%) buchte mehr als sechs Monate vor Charterstart. Auf dem deutschsprachigen Markt seit Jahrzehnten gang und gäbe – der Anteil der Frühbucherkunden liegt hier wieder bei den in der Vergangenheit gewohnten 40% – ist diese Entwicklung bei fremdsprachigen Nationen eher außergewöhnlich. Entspanntere Planung, interessante Bootspreise, eine große Yachtauswahl sowie günstigere Flugtickets sind zweifellos die Hauptargumente für eine frühzeitige Charterbuchung und ein wirksames Mittel, um Inflation und dem allgemeinen Anstieg der Kosten entgegenzuwirken.

Im zweiten Quartal 2024 brach die Kundennachfrage dann marktübergreifend ein, die Buchungsaktivität kam quasi zum Erliegen. Politische Unsicherheit, sportliche Großevents und die schlechte Wetterlage mögen teilweise Erklärungen für einzelne Länder bieten. Allein exogene Faktoren für die Entwicklung verantwortlich zu machen, wäre jedoch etwas kurz gedacht. Vielfach schien auch die Erwartung hoher Last-Minute-Rabatte die Buchungslaune der Kunden in diesem Zeitraum zu dämpfen. Die kurzfristigen Buchungen im Sommer retteten in den meisten Revieren tatsächlich die Charterbilanz des Sommers 2024. „Am Ende haben wir ein vernünftiges Ergebnis und die Arbeit hat sich letztendlich ausgezahlt“, berichtet auch Thomas de Verdelhan von Iloria Bretagne, unserem Partner in Lorient.

Die Abfahrten verlagern sich in die Nebensaison

Sicher auch motiviert durch ungewöhnlich heiße Temperaturen mit über 40°C insbesondere in Kroatien, aber vor allem auch wegen des preislichen Vorteils verlagerten sich dieses Jahr viele Buchungen in die Nebensaison und machten Juni, September und Oktober zu beliebten Monaten für Chartertörns. Zumindest für all diejenigen, die nicht auf die Schulferien angewiesen waren.

Während die Hochsaison – gemeint sind Juli und August – in den Jahren bis 2021 ca. die Hälfte aller Abfahrten auf sich vereinte, sank der Anteil sukzessive auf nur noch 38% im Jahr 2024. Da die Hochsaisonwochen für die Flottenbetreiber die finanziell einträglichsten sind und die höhere Marge im Juli und August historisch dazu gedient hat, die anfragenschwächeren Monate auszugleichen, geht die Rechnung wegen der aktuellen Entwicklung langfristig nicht mehr auf. Charterkunden müssen daher mit einer Veränderung der Preisstruktur rechnen. Die Konsequenz: Der September – seit jeher der Lieblingsmonat der deutschsprachigen Kunden – wird zukünftig teurer!

Tops und Flops der Reviere 2024

Ranking der beliebtesten Reiseländer im Bereich Yachtcharter und Segelkreuzfahrten

Entsprechend der Auswertung unserer internationalen Verkaufs- und Buchungsvolumina ist ein Rückgang der Buchungen in Frankreich (-20%), Spanien, (-15%), Kroatien (-5%) zugunsten insbesondere von Italien (+8%) und der Türkei (+50%) in diesem Jahr festzustellen. Am Ranking der Destinationen ändert dies vergleichsweise wenig, es ermöglicht Italien dennoch Frankreich zu überholen und den Sprung auf Platz 3 zu schaffen

Im DACH-Raum ist der Buchungsrückgang insbesondere für Kroatien viel deutlicher: Noch einmal gut 13% verliert das Revier, obwohl der deutschsprachige Markt ein Buchungswachstum von insgesamt 14% verzeichnen konnte. Die logische Folge: Von 28% Marktanteil im vergangenen Jahr fällt das Land auf nur ein gutes Fünftel, nachdem es 2022 noch 33% beansprucht hatte. Profiteur im Mittelmeer ist auch hier Italien, das bei den deutschsprachigen Schweizern sogar auf Platz 1 gerutscht ist.

Ranking der beliebtesten Reiseländer auf dem DACH-Markt im Bereich Yachtcharter und Segelkreuzfahrten

Nach Jahren mit fast zweistelligen Wachstumsraten und einer Flotte von fast 3500 Segelbooten und Katamaranen hat Kroatien Mühe, neue Besucher anzuziehen oder die alten auch nur zu halten. Die Umstellung auf den Euro und die steigenden Preise in den kroatischen Marinas und Restaurants sowie der seit zwei Jahren andauernde Rückgang bei insbesondere deutschsprachigen und russischen Seglern hinterlassen einen starken Eindruck in dem Land. Eine flexible Preisgestaltung entsprechend der momentanen Nachfrage sowie eine stärkere Bepreisung der Nebensaison sollen die Lage stabilisieren. Eine Rückkehr zu den Wachstumsraten vergangener Jahre ist nicht zu erwarten.

Vom Buchungs- und Umsatzzuwachs haben 2024 vor allem exotische Reviere profitiert. Die Seychellen verzeichnen mit +15% mehr Buchungen (bzw. +40% im DACH-Markt) ein zweites Jahr mit starkem Zuwachs, was auf einen wachsenden Markt für Kabinencharter, die gute Zugänglichkeit für den russischen Markt und vergleichsweise erschwingliche Charterpreise zurückzuführen ist. Zudem handelt es sich um eine Destination, die quasi das ganze Jahr über Saison hat. Ebenfalls solide Wachstumszahlen lassen sich für die Karibik (+8%) sowie Thailand (+6%) festhalten. Der Anteil von Buchungen außerhalb des Mittelmeers hat sich im Jahr 2024 sogar auch insgesamt um zwei Prozentpunkte auf 26% erhöht.

Unsere Prognose für 2025

Nach einer sehr unvorhersehbaren Coronazeit und einem schwachen Jahr 2023 erleben wir nun eine Neuausrichtung des Marktes. Diese bezieht sich weniger auf das Buchungsvolumen, sondern eher auf ein wachsenden Umsatz. Dieser wird von einer kaufkräftigen Kundschaft getragen, die weniger von wirtschaftlichen Schwankungen und steigenden Zinssätzen beeinflusst ist. Die zunehmende Kaufkraft lässt sich auch am Median-Charterbudget leicht ablesen: Es stieg zwischen 2023 und 2024 um 100€ bzw. 2 Prozentpunkte von 3850 auf 3950€. Da sich die durchschnittlichen Charterpreise im selben Zeitraum kaum geändert haben, kann man dieses Wachstum quasi als Netto-Steigerung ansehen.

Diese eher unerfahrene und anspruchsvolle Klientel wird von immer geräumigeren Bootseinheiten angezogen, die oftmals auch die Dienste eines Skippers oder weiterer Crewmitglieder in Anspruch nehmen.

Verhältnis von Einrumpfern zu Katamaranen im Bereich Yachtcharter

Dies zeigen auch unsere Zahlen recht eindrücklich: Die Buchungen von Katamaranen sind im Vergleich zu 2023 noch einmal um 3 Prozentpunkte (bzw. 4 Prozentpunkte im DACH-Markt) gestiegen. Es handelt sich dabei um den einzigen Bootstyp, der im Vergleich zum Vorjahr im Bereich der privatisierten Charter hinzugewinnen konnte. Das B2B Buchungssystem mmk bestätigt die Tendenz seinerseits: Die Abnahme von kleinen Charteryachten unter 40 Fuß hat signifikant abgenommen.

Steigende Nachfrage nach professionellen Crews

Im Bereich Crewed Charter, sprich automatisch mit Crew versehene, privatisierte Yachten, haben sich die Buchungszahlen ebenfalls verbessert, im deutschsprachigen Markt sogar so gut wie verdoppelt. Auch Anfragen für einen professionellen Skipper für Boote, wo diese mit entsprechenden Führerscheinen nicht zwingend notwendig wären, wurden zahlreicher. „Im vergangenen Sommer konnten wir einen Anstieg der Anfragen für Skipper an Bord von Katamaranen um 7 % feststellen“, sagte Emeric Leveau-Vallier, Gründer von Capt’n Boat, einem Unternehmen für die internationale Vermittlung von Berufsskippern.

Alternativ wählen Vertreter dieses Kundenprofils zunehmend den Kabinencharter als All-inclusive-Paket. Diese Sparte konnte nach den erfreulichen Zahlen aus 2023 erneut ein enormes Wachstum verzeichnen: So haben Segelkreuzfahrten auf dem deutschsprachigen Markt um knapp 40% zugelegt und repräsentieren mit mittlerweile 28% ein gutes Viertel aller Buchungen und – obwohl nur einzelne Kabinen gebucht werden – sogar 23% des Umsatzes im gesamten DACH-Markt bei GlobeSailor.

Daher gilt: Die Qualität des Kundenservice rund um die Charterplanung und Begleitung bei der Abwicklung, aber auch die Dienstleistungen, die an Bord von der Besatzung erbracht werden, gehören zu den Schlüsselfaktoren für die Zufriedenheit dieser Klientel. Sie haben das Potential den Markt in den kommenden Jahren zu sichern. Wenn sich die Prognosen über weiter sinkende Zinsen zudem als richtig erweisen, könnte der Aufschwung im nächsten Jahr anhalten oder sich sogar beschleunigen. Ein steigendes Vertrauen der Kunden in die Wirtschaft und ein hoffentlich stabilerer geopolitischer Kontext könnten Bootsfahrer und Charterkunden zweifellos auch 2025 dazu veranlassen, einen Urlaub auf See zu planen und wieder an Bord zu gehen!